Damensitzung in Overath
Reaktion des Publikums macht die Kölner „StattGarde Colonia Ahoj“ fassungslos
„Es ist so: Du hast das Ornat an, die Musik läuft und dann läuft auch der Rest“, erklärt Bäuerin Bella (Maus), kurz nachdem sie mit dem Overather Schmölzchen das Foyer der Aula in Overath betreten hat. In ein paar Minuten beginnt hier die Damensitzung der KG Spass am Karneval. Die Bäuerin hat nur knapp fünf Stunden geschlafen. Man merkt ihr die Müdigkeit allerdings nicht an – im Gegenteil: Die brünette Frohnatur hat sich heute sogar goldenen Glitzer ins Gesicht getupft und steckt alle mit ihrer Energie an.
Prinzessin Nicole (Werdel) schaut mit leuchtenden Augen durch den Raum. Das gesamte Foyer ist voll mit jecken Overather Damen, die langsam in die Aula ziehen, um ihre Plätze einzunehmen. „Ich genieße das so sehr! Sonst bin ich immer eine von ihnen – bin bei jeder Sitzung dabei. Jetzt selbst die Prinzessin zu sein und gleich auf die Bühne gehen zu dürfen, ist etwas ganz Besonderes.“
Jungfrau Kati (Kolzem) bahnt sich derweil ihren Weg durch die Menge hinter die Theke, um die freiwilligen Helfer der KG Spass am Karneval mit Bützje zu begrüßen.
Und dann wird es – wenn das überhaupt irgendwie möglich ist – noch voller im Foyer, denn 150 Männer der Blauen Funken aus Köln bereiten sich auf den ersten Auftritt dieser Damensitzung vor. Um kurz vor 15:00 Uhr zieht der Traditionscorps in die brechend volle Aula ein. Sobald die riesige Truppe es geschafft hat, im Saal unterzukommen, folgt das Schmölzchen zur Musik der Blauen Funken. Doch noch während sich das Damendreigestirn mit Gefolge einen Weg durch die Menge bahnt, endet das Lied. Im Saal wird es ruhig. Dann beginnt plötzlich eine Gruppe im Publikum laut „Oh, wie bist du schön“ zu singen. Es entsteht eine ganz besondere Atmosphäre: Denn die gesamte Aula stimmt mit ein – gut 600 Damen besingen „a cappella“ das Overather Trifolium, bis alle auf der Bühne angekommen sind.
Während die Blauen Funken den Overather Damen dann nochmal zeigen, wie Stippeföttche richtig geht, schauen von draußen bereits die Klüngelköpp in den Saal. Keyboarder Jochen Damm hat durch die Glasscheibe der Eingangstür bereits das Damendreigestirn entdeckt. „Sonst bin ich immer tiefenentspannt, aber wenn ich die drei Hübschen sehe, dann werde ich doch etwas nervös“, scherzt der Musiker, ohne verhindern zu können, dass ihm ein Lächeln über die Lippen huscht. Sänger Frank Reudenback informiert sich derweil über die Namen der drei Damen. Er schafft es sogar, sich diese zu merken, bis er auf der Bühne ist – dort begrüßt er das Dreigestirn höchstpersönlich: „Wir sind sehr überrascht, hier drei so attraktive Frauen zu sehen.“ Während des Auftritts der Band drängt sich das Publikum an den Rand der Bühne, kreischt und feiert zu Hits wie „Bella Ciao“ oder „Stääne“.
Foto: Peter Dresbach
Es gibt allerdings auch ein paar Mädels, die es vorziehen, im Foyer Lieselotte Lotterlappen zu begrüßen. Die rasante Comedy-Dame, die eigentlich Joachim Jung heißt, macht sogar dann noch Fotos mit ihren Fans, als die Klüngelköpp bereits auf dem Weg zurück zu ihrem Band-Bus sind. „Ich glaube zwar, dass ich gerade angesagt werde, aber egal, knips noch ein Foto“, säuselt die pinkt gekleidete Lady. Schließlich muss sie sogar von ihren Groupies zur Bühne gedrängt werden, um rechtzeitig aufzutreten. Mit ihrer Show, die zu 90 Prozent aus improvisierten Gags besteht, fordert Lieselotte die Lachmuskeln der Overather Damen ordentlich heraus.
Als sich Frau Lotterlappen auf den Weg zum nächsten Auftritt macht, betreten die Paveier die Overather Bühne. Zu „Leev Marie“ wird der Saal zu einer einzigen schunkelnden Masse. Prinzessin Nicole schafft sogar eine Verbindung zwischen Bühne und Publikum, indem sie die Hand einer Besucherin hält.
Nachdem die Piraten Garde eine halbe Stunde lang ihr tänzerisches Können bewiesen hat, machen sie Platz für die StattGarde Colonia Ahoj. Dass die Matrosen mit ihrer spektakulären Tanz-Choreografie der Höhepunkt der gesamten Sitzung sein würden, damit hätte im Vorfeld niemand gerechnet. Aber als die Männer, die sich selbst als die „schärfsten Schenkel von Köln“ bezeichnen, auf der Bühne einen Spagat nach dem anderen hinlegen und beweisen, wie unfassbar beweglich sie sind, können sich die Overather Damen überhaupt nicht mehr zusammenreißen. Kapitän André Schulze-Isfort ist völlig fassungslos über die Rückmeldung der jecken Frauen: „Das ist ja der absolute Wahnsinn hier.“
Als die drahtigen Jungs die Bühne verlassen haben, kann die Brassband Druckluft, die mit ihrer Performance sehr an Querbeat erinnert, die Stimmung oben halten.
Vor einem aufgeheizten Publikum zeigen dann auch endlich Prinzessin Nicole, Jungfrau Kati und Bäuerin Bella ihr musikalisches und tänzerisches Können. Zuerst singen Kati und Nicole live zu „Wenn du nit danze kanns“ von Kempes Feinest. Danach zeigt das Schmölzchen einen Tanz zu einem Medley, bei dem unter anderem der Elferrat seine Hüften zu den Backstreet Boys kreisen lässt.
Als letztes betreten die Veedelsjunge die Bühne. Sie bereiten den Overather Damen einen Abschluss, den sonst keine andere Band schaffen könnte. Mit über drei Zugaben und dem längsten Auftritt des gesamten Nachmittags, lassen sie die Sitzung mit „Unser Stammbaum“ von den Black Föös emotional ausklingen.